Wie bereits angekündigt, werden wir heute etwas näher auf die positiven Nebeneffekte eines EMS-Trainings eingehen. Dadurch wird auch nochmal deutlicher, warum nicht jede Vorerkrankung, oder Kontraindikation ein EMS-Training grundsätzlich ausschließen.
Den ersten Punkt, den wir hier ansprechen ist die verbesserte Durchblutung. Wer das EMS Training bereits kennt, dem wird vielleicht das Kribbeln nach dem Training bekannt vorkommen. Dieses wird dadurch hervorgerufen, dass sowohl die Muskulatur, als auch die Haut und das darunter liegende Bindegewebe besser durchblutet werden. Der Körper besteht zu 60 bis 75% aus Wasser, insbesondere die Muskulatur hat einen hohen Wasseranteil. Durch den Reizstrom wird Bewegung in die Wassermoleküle gebracht, wodurch die Durchblutung des Gewebes gefördert wird. Das Kribbeln ist dementsprechend ein gutes Zeichen, da Gewebe, welches vorher weniger gut durchblutet wurde, wieder besser durchblutet wird. Eine schlechte Durchblutung sorgt beispielsweise dafür, dass Körperzellen weniger gut mit Sauerstoff versorgt werden.
Eine gute Durchblutung ist jedoch enorm wichtig um zum Beispiel allseits bekannten Verspannungen (z.B. Nacken- und Schulterpartie) entgegen zu wirken. Ebenso hilfreich ist sie auch bei ernsteren Erkrankungen, welche durch Durchblutungsstörungen hervorgerufen werden, wie Arteriosklerose, Diabetes oder verschiedenste Herzerkrankungen. Diese gelten zum Beispiel auch als Kontraindikation. Nach Rücksprache mit einem Arzt und unter fachlicher Anleitung kann hier das EMS-Training positive Reize setzen und deutliche Verbesserungen der Beschwerden hervorbringen.
Durch den Reizstrom wird darüber hinaus der Stoffwechsel angeregt. Nährstoffe können besser zu den Körperzellen gelangen, ebenso funktioniert der Abtransport von Stoffwechselendprodukten erheblich schneller. Insbesondere chronische Entzündungen am Bewegungsapparat können so positiv beeinflusst werden. In den meisten Fällen ist bei chronischen Entzündungen Gewebe betroffen, welches minderdurchblutet ist, wie Sehnen und Bänder.
Neben einer verbesserten Durchblutung und einem angekurbelten Stoffwechsel spielt das Lymphsystem eine wesentliche Rolle im Körper. Die Lymphe ist in den Zwischenzellräumen abgelagertes Gewebswasser, welches durch das System Körper abfließt und wieder ausgeschieden wird. Der Lymphabfluss kann jedoch durch beispielsweise eine OP (durch einen Hautschnitt können Lymphbahnen durchtrennt werden) oder auch Sportverletzungen wie Prellungen und Hämatome behindert werden, wodurch sich die Flüssigkeit im Gewebe anstaut und Körperstellen anschwellen können. Durch die Schwellung wird Druck auf das umliegende Gewebe ausgeübt, sodass ein Druckschmerz entsteht. Auf welche Art und Weise kann nun hierbei der Reizstrom helfen?! Durch die elektrischen Impulse wird das Lymphsystem und damit der Lymphabfluss angeregt. Wie bereits erwähnt wird durch den Reizstrom Bewegung in die Wassermoleküle gebracht, wodurch der Abfluss verstärkt wird und damit schmerzhafte Schwellungen aufgelöst werden können.
Wenn ihr bereits regelmäßig das EMS Training absolviert, kennt ihr vielleicht selbst das Gefühl, nach der Trainingseinheit bis hin zu zwei Tagen danach, vermehrt die Toilette aufsuchen zu müssen. Das ist eine ganz normale Reaktion des Körpers um angestaute Flüssigkeit wieder loszuwerden.
Diesen Vorteil können insbesondere Menschen nutzen, die unter einem Lipödem leiden. Hierbei handelt es sich um eine genetisch bedingte krankhafte Anhäufung von Fettgewebe und eine Fettverteilungsstörung, überwiegend in den Beinen. Es kommt zu starken Spannungs-, Berührungs- und Druckschmerzen durch Wassereinlagerungen. Auch hier kann der Reizstrom dem Abfluss positiv entgegenwirken.
Eine völlig andere Komponente, welche aber definitiv hier erwähnt werden sollte, betrifft die Psyche. Unabhängig vom EMS-Training werden durch körperliche Betätigung Stresshormone abgebaut und Glückshormone ausgeschüttet, welche für eine positive Grundstimmung sorgen. Was zeichnet das EMS-Training nun doch gegenüber anderem Krafttraining aus? Der Personal Trainer, welcher gezielt auf eventuelle Beschwerden eingehen kann und der immer motivierend zur Seite steht und dafür sorgt, dass der allseits bekannte innere Schweinehund letztendlich doch immer überwunden wird J
Türk, S. (2018). EMS-das neue Krafttraining. Köln: Buch- und Offsetdruckerei Häuser KG.